Handlungsempfehlung zum Umgang mit Personen mit dem Lebensmittelpunkt Straße und Konsumverhalten

Vielleicht fallen euch aktuell auch Personen auf der Straße auf, die hilfsbedürftig scheinen. Nicht nur im Winter trifft man auf Personen, die sich in Situationen befinden, die nach Hilfebedürftigkeit aussehen. Oft leiden sie an gesundheitlichen Problemen, haben finanzielle Schwierigkeiten und sind in Not. Menschen, die Drogen konsumieren und Menschen, die auf der Straße leben, leiden unter Stigmatisierung und Ausgrenzung. Beleidigungen und das Gefühl, nicht Teil der Gesellschaft zu sein, das gehört zur Tagesordnung und erzeugt neben Traurigkeit, Ängsten und Vertrauensverlust ggf. auch ein Verhalten außerhalb der Norm.

Aber was kannst du tun? Wir geben hier einige Hinweise zur Hilfestellung.

 

 

Was tun, wenn ich eine hilflose Person finde? Wann spreche ich jemanden an?

Ich beobachte eine Person über einen kurzen Zeitraum und habe das Gefühl, dass etwas nicht stimmt (z.B. Person bewegt sich nicht, ist in sich zusammengesunken, hat die Augen geschlossen etc.). Ich spreche die Person an, tippe sie an oder rüttel sie vorsichtig

Situation 1: Die Person reagiert

Ich begegne der Person respektvoll und frage, ob Hilfe benötigt wird

Szenario 1: Person benennt, dass Hilfe benötigt wird

  • ich frage, welche Art von Hilfe benötigt wird. Antwort kann z.B. sein „mir geht es nicht gut“. Häufig können die hilfsbedürftigen Personen aber nicht konkret benennen, welche Form der Hilfe benötigt wird
  • bei gesundheitlichen Beschwerden (körperlich, psychisch, konsuminduziert, und sonstig medizinisch), rufe ich unter 112 den Krankenwagen an und schildere die Situation
  • wenn es kein medizinischer Notfall ist, findet ihr Kontaktdaten von Hilfeeinrichtungen hier auf der Seite oder auf dem Flyer

Szenario 2: Person verneint Hilfe

  • wenn du auch das Gefühl hast, dass kein medizinischer Notfall vorliegt, verabschiede dich respektvoll und geh weiter
  • wenn du aber unsicher bist und glaubst, dass Hilfe erforderlich ist, ruf lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den RTW an

Situation 2: Die Person reagiert nicht

  • ich rufe umgehend den RTW unter 112 an

Im Zweifelsfall: Rufe immer den RTW an und schildere die Situation!

Auf der Straße hockt eine Person, die keine Bewegung erkennen lässt und in dir das Gefühl auslöst, diesem Menschen geht es nicht gut.

Du kannst die Person laut und freundlich ansprechen und vorsichtig anstoßen, wenn keine Reaktion erfolgt.

Bei einer deutlichen Reaktion, frage nach ob und welche Hilfe benötigt wird. Bei körperlichen Beschwerden rufe den Notarzt und warte bei der Person, bis der Notarzt da ist. Versuche beruhigend auf die Person einzuwirken. Du wirst am Telefon von der Notarztstelle nach einigen Infos gefragt: wo befindet sich die Person, welche Beschwerden liegen vor, welche Hilfe hast du bereits geleistet u.a.?

Wenn dein Hilfeangebot von der Person abgelehnt wird, akzeptiere diese Entscheidung. Jeder Mensch hat das Recht, über sich selbst zu entscheiden. Ggf. kannst du Tipps geben, welche Einrichtungen der Sucht- und Drogenhilfe fußläufig erreichbar ist, damit die Person mit Essen, Kleidung versorgt wird oder andere Hilfestellungen in Anspruch nehmen kann.

Was tun, wenn ich eine konsumierende Person antreffe?

In Kalk gibt es noch keinen Drogenkonsumraum, in dem die Drogen in sicherer Umgebung konsumiert werden können. Das ist u. a. ein Grund, weshalb in der Öffentlichkeit immer wieder Drogenkonsum stattfindet. Diese Situation ist für dich nicht schön anzusehen, aber für die Konsument*innen ebenfalls nicht. Das sind in der Regel Notsituationen, weil keine andere Möglichkeit zum Konsum vorhanden ist.

Wenn du auf Drogen konsumierende Menschen triffst, bewahre Ruhe. Warte bis der Konsum beendet ist und sprich die Person erst dann an. Weise ggf. auf abgelegenere Plätze hin, wo sich weniger Menschen aufhalten. Wenn du den richtigen Ton und die richtigen Worte triffst, wird dein Gegenüber eher Einsicht zeigen. Vorwürfe, Beleidigungen und Drohungen sind eher hinderlich und bringen wenig Erfolg, bedenke: Der Konsum von Drogen ist nicht strafbar, es besteht kein Anlass die Polizei zu informieren. Sollte sich die Situation negativ entwickeln und du dich gefährdet siehst, bitte Passant*innen um Unterstützung oder informiere die Polizei. Der Konsum mündet häufig in eine veränderte Körperhaltung, z.B. hockend, stehend und Kopf nach vorne oder hinten wegfallend. Das bedeutet nicht automatisch eine gefährliche Situation. Oftmals schlafen die Menschen so ein, nach tagelanger Zeit ohne Schlaf.

Drogen kosten viel Geld und die Aussicht auf den Verlust durch Polizeieinsatz o. a. versetzt Drogen gebrauchende Menschen in Angst, die in Aggressivität ausarten und sich gegen dich richten könnte. Zudem beginnt der Kreislauf aus Beschaffung, Drogenkauf und Konsum erneut.

 

Was tun, wenn meine Kinder eine konsumierende Person antreffen?

Klären Sie Ihr Kind auf! Menschen, die in der Öffentlichkeit Drogen konsumieren schämen sich. Sie sehen oft arm und krank aus. Der Konsum harter Drogen ist eine Krankheitserscheinung, wie andere chronische und oder psychische Krankheiten. Ärzte und Therapeuten können kranken Menschen am besten helfen. Auch für die Konsumierenden gibt es Fachleute, die ihnen helfen, wenn die Menschen es wollen. Du musst keine Angst haben. Du hast keine Verantwortung dem Menschen zu helfen.

Erwachsene und Jugendliche trinken Alkohol und rauchen. Manche mischen dem Tabak weitere Dinge bei. Manche jungen Leute siehst Du wie sie Luft durch Luftballons einatmen. Alkohol, Nikotin, Cannabis Lachgas und vieles andere sind Drogen. Drogen sind Substanzen, die die Wahrnehmung verändern. Die Menschen verhalten sich komisch, sie lachen, lallen oder torkeln. Halte Dich fern. Sprich die Menschen nicht an. Wenn Du Angst bekommst oder Dich jemand anspricht, wende Dich deutlich ab und suche vielleicht sogar Hilfe bei einem Erwachsenen.

Was soll ich tun, wenn ich auf dem Spielplatz etwas finde, eine Spritze oder einen Löffel?

Wenn Du Gegenstände wie einen Löffel oder eine Spritze oder einen Verband findest, fass diese Dinge nicht an. Sage einem Erwachsenen Bescheid. Die Erwachsenen müssen handeln

 

Was tun, wenn ich eine obdachlose Person sehe?

Wenn du eine obdachlose Person siehst, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie du helfen kannst:

1. Anbieten von Hilfe: Gehe respektvoll auf die Person zu und biete deine Hilfe an. Frage, ob sie etwas zu essen oder zu trinken benötigen oder ob sie Hilfe bei der Suche nach Unterkunft oder sozialen Diensten benötigen.

2. Informiere über Ressourcen: Gib der Person Informationen über lokale Obdachlosenunterkünfte, Suppenküchen, Wärmestuben oder andere Einrichtungen, die Hilfe anbieten könnten.

3. Spenden: Wenn du kannst, biete der Person etwas an, das ihr helfen könnte, wie warme Kleidung, Decken, Lebensmittel oder Hygieneartikel.

4. Respekt und Würde: Behandle die obdachlose Person mit Respekt und Würde. Vermeide es, sie zu bemitleiden oder zu verurteilen, sondern zeige Mitgefühl und Höflichkeit.

5. Weitere Unterstützung: Falls die Person weitere Hilfe benötigt, wie medizinische Versorgung oder psychische Unterstützung, kannst du lokale Hilfsorganisationen oder die Polizei kontaktieren, um Unterstützung anzufordern.

Es ist wichtig, obdachlosen Menschen mit Empathie und Mitgefühl zu begegnen und ihnen Unterstützung anzubieten, wenn möglich. Kleine Gesten der Freundlichkeit können einen großen Unterschied machen. Akzeptiere aber auch wenn du auf Ablehnung stößt. Im Falle einer offensichtlichen Notlage rufe den RTW unter der 112.

Wann rufe ich Notarzt oder Polizei?

Bei akuter Eigengefährdung (z. B. selbstverletzendes Verhalten) und Fremdgefährdung (z. B. Aggressivität, Bedrohung, Gewalt) rufe ich, wenn möglich, die Polizei unter 110 an. Ich nehme Abstand und begebe mich in Sicherheit. In einer solchen Situation informiert i.d.R. die Polizei auch den RTW.

Was passiert, wenn ich einen Krankenwagen rufe?

Rufen sie den Notruf 112 an, sollten sie zunächst Angaben zur Situation machen (Wo, Wer, Was, Wie viele) und bekommen vielleicht noch mehr Fragen gestellt. Die Notrufstelle kann dann entscheiden, ob und wer zu Ihnen fährt.

Einen Notruf wählen Sie, wenn sie denken, dass jemand in Gefahr ist, zu Schaden kommt oder Hilfe benötigt. Das ist zum Beispiel unter anderem der Fall, wenn jemand nicht mehr ansprechbar ist, nicht mehr reaktionsfähig oder sogar bewusstlos ist.

Kosten entstehen Ihnen bei diesem Anruf nicht. Selbst dann, wenn der Krankenwagen nach Einschätzung der Situation nicht benötigt wird und nicht losfährt oder die Person für die Sie den Krankenwagen vor Ort gerufen haben, am Ende die Hilfe nicht annehmen möchte. Man geht davon aus, dass Sie jemandem helfen wollten und mit bestem Gewissen gehandelt haben. Stellt sich jedoch heraus, dass Sie den Notruf aus Spaß und ohne Gefahrensituation gewählt haben, können durchaus Kosten entstehen.

Was tun, wenn ich eine benutzte Spritze finde? Kann ich eine gebrauchte Spritze sicher entsorgen?

Vision e.V. und SKM Köln bemühen sich um ein sauberes Stadtbild und sammeln durch verschiedene Projekte Spritzen und weitere Konsumutensilien auf. Solltet ihr selbst benutzte Spritzen finden, meldet euch gerne bei uns und teilt uns den Fundort mit. Suchthilfeeinrichtungen haben spezielle Abwurfbehälter, die stich- und nadelfest sind. Wenn ihr die Spritze selbst entsorgen möchtet, nutzt ein Papiertaschentuch o.Ä., achtet darauf, dass ihr euch nicht mit der Nadel stecht und schmeißt sie in den Müll. Die Entsorgung in „normalen“ Mülleimern ist erlaubt, birgt allerdings weitere Gefahren für z.B. Pfandsammler*innen. Eine gebrauchte Spritze kann gefährlich sein und ernsthafte Gefahren für die eigene Gesundheit mit sich bringen.

Herumliegende, gebrauchte Konsumutensilien, wie Spritzen und Nadeln, sind im Stadtbild nicht selten. Solltest du darauf stoßen kannst du diese vorsichtig aufheben und entsorgen. Es besteht keine Gefahr einer möglichen Ansteckung, wenn du dich nicht an der Nadel stichst. Spritzen und Nadeln können im Hausmüll entsorgt werden, sollten aber so entsorgt werden, dass sich niemand an der Nadel verletzen kann. Dazu am besten eine Getränkedose nutzen oder ähnlich stichfeste Materialien. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Nadel abzuknicken und dann ohne Verpackung zu entsorgen.

Niemals die Verschlusskappe wieder auf die Nadel zurücksetzen – STICHGEFAHR

Die Kontaktstelle „vor Ort“ SKM Dieselstr. und der Kontaktladen „VISION e.V.“ sammeln diese Utensilien regelmäßig im Stadtteil auf. Wenn es sich um größere Spritzenfunde handelt, informiere uns gerne, wir entsorgen diese dann fachgerecht.

Was tun, wenn ich einen Dealer beobachte?

Wenn du einen Drogendealer auf der Straße beobachtest, solltest du Folgendes tun:

1. Sicherheit: Priorisiere deine eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer. Vermeide es, dich in Gefahr zu bringen oder in Konfrontationen zu geraten.

2. Beobachten und Erinnern: Versuche, so viele Details wie möglich zu beobachten und dir zu merken. Das beinhaltet die Beschreibung des Täters, seiner Kleidung, möglicher Begleiter und der Umgebung.

3. Nicht eingreifen: Versuche nicht, selbst einzugreifen oder die Situation zu klären. Das kann gefährlich sein und könnte die Situation eskalieren lassen.

4. Kontaktiere die Polizei: Wende dich an die örtliche Polizei unter 110, wenn du das für notwendig erachtest, um die Beobachtungen zu melden. Gib alle Details an, die du beobachtet hast, um den Ermittlungsprozess zu unterstützen.

5. Zusammenarbeit mit den Behörden: Stehe den Behörden zur Verfügung, indem du mögliche Zeugenaussagen machst oder weitere Informationen bereitstellst, wenn sie benötigt werden.